Am Donnerstag, 3. Februar 2022, hat der Rat der Stadt Köln beschlossen, das „zamus – Zentrum für Alte Musik“ gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen auszubauen und im Zuge dieses Ausbaus das „Studio für Elektronische Musik des WDR“ dauerhaft in Köln anzusiedeln und wieder in Betrieb zu nehmen. Köln erhält damit ein bundesweit einzigartiges Musikzentrum – und das in einem der lebendigsten Viertel von Köln, nämlich auf dem Heliosgelände in Köln-Ehrenfeld, einem Hotspot der Kreativszene.
Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, die Stadt Köln sowie der Westdeutsche Rundfunk (WDR) haben für die gemeinsame Entwicklung dieses kulturpolitischen Schatzes die letzten eineinhalb Jahre mit den Trägervereinen, dem Arbeitskreis „Studio Elektronische Musik“ sowie dem Vermieter der Immobilie in Ehrenfeld ein Umbau- und Betriebskonzept entwickelt. Der Ratsbeschluss ist nun der Startschuss für eine vierjährige Ausbau- und Aufbauphase zum zamus 2.0/SEM.
Die Stadt Köln hat gestern einen sukzessive ansteigenden Betriebskostenzuschuss für zamus 2.0/SEM jährlich in Höhe von bis zu 791.000 Euro ab 2026 an die „Kölner Gesellschaft für Alte Musik e.V.“ sowie den „ON – Neue Musik Köln e.V.“ (plus 180.000 Euro bisherige städtische Programmförderung an ON) beschlossen. Das Land NRW plant ebenso einen Betriebskostenzuschuss in Höhe von 791.000 Euro an zamus 2.0/SEM.
Ziel der langfristigen Förderung in Form eines Betriebskostenzuschusses ist der Ausbau des schon bekannten zamus zu einem internationalen Produktions- und Veranstaltungszentrum und die Wiederinbetriebnahme des historischen Studios für Elektronische Musik des WDR (SEM).
Mit der Flächenverdopplung für das zamus und der Wiederinbetriebnahme des Studios für Elektronische Musik des WDR entsteht ein lebendiger Ort der künstlerischen Produktion, der Lehre und Vermittlung sowie der wissenschaftlichen Forschung. Von diesem europäischen Innovations-Hub für die Musik werden wichtige künstlerische Impulse in der Zukunft ausgehen. Ebenso wie die Alte Musik kann nun auch Elektronische Musik adäquat erforscht, aufgeführt und gehört werden. Mit dem zamus 2.0/SEM entsteht das Zentrum für authentische Aufführungspraxis. Köln und Nordrhein-Westfalen stärken so ihren Ruf als Hochburg der Alten Musik wie der Neuen Musik.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Im neuen zamus forschen Musikerinnen an Alter Musik, können sich im exzellent sortierten Archiv informieren, es finden Workshops und Konzerte statt. Der jetzige Ausbau des ZAMUS und die Erweiterung auf 2.250 Quadratmeter tragen dieser positiven Entwicklung Rechnung und verbessern die Arbeits- und Probenbedingungen der Akteurinnen der Alten Musik nachhaltig. Mit dem Ratsbeschluss wird aber auch der Grundstein dafür gelegt, dass das musikhistorisch bedeutende Studio für Elektronische Musik des WDR mit einem neuen Konzept den Musiker*innen, Studierenden der Hochschulen in NRW und dem interessierten Publikum aus aller Welt wieder zugänglich gemacht wird – nicht als museales Objekt, sondern für die Komposition und Produktion elektronischer Klänge, wie kein Computer sie schaffen kann. Dies war möglich dank des Schulterschlusses zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen, der Stadt Köln und dem WDR.“
Der Erhalt und der Ausbau von Infrastruktur ist eines der vorrangigen Ziele der Kulturentwicklungsplanung der Stadt Köln. Die Kombination aus Traditionspflege und künstlerischer Innovation ist das Alleinstellungsmerkmal von zamus 2.0/SEM. Es gibt keine vergleichbare Kultureinrichtung, die solche vielfältigen Möglichkeiten des Zusammenspiels unterschiedlicher musikalischer Formen und Genre bietet.
Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen: „Mit dem Beschluss des Rates der Stadt Köln wird nun ein lange währender Prozess zu einer vielversprechenden Lösung geführt. Gemeinsam mit der Stadt Köln stärken wir als Land das erfolgreiche Zentrum für Alte Musik und sichern gleichzeitig das Studio für Elektronische Musik des WDR an einem adäquaten Ort in Nordrhein-Westfalen. Wir zeigen, wie ein großartiges historisches Kulturgut durch Musikerinnen und Musiker mit Leben erfüllt werden und neue musikalische Prozesse begünstigen kann. Durch diese Zusammenführung von Alter Musik und Neuer Musik schaffen wir einen einzigartigen musikalischen Ort voller Synergien, von dem die Musikszene in Köln, in Nordrhein-Westfalen und weit darüber hinaus profitieren wird.“
In den vergangenen zehn Jahren ist die Kölner Szene der Alten Musik stark gewachsen: Neue künstlerische Impulse wurden gesetzt, überregionale Vernetzungen ausgebaut sowie Weiterbildungs- und Förderprogramme ins Leben gerufen. Insbesondere hat sich das zamus aufgrund seiner derzeitigen Entwicklung und der herausragenden musikalischen Leistungen und Vielfalt seiner Mitglieder zu einem Leuchtturmprojekt der internationalen Musiklandschaft entwickelt. Der jetzige Ausbau und die Erweiterung trägt dieser positiven Entwicklung Rechnung.
Das Konzept zamus 2.0/SEM, das in Abstimmung mit dem Kölner Kulturamt von der Kölner Gesellschaft für Alte Musik e.V. und dem Arbeitskreis „Studio elektronische Musik“ erstellt wurde, formuliert die wesentlichen Ziele und Aufgaben des zukünftigen Musikzentrums. Durch die räumliche Erweiterung können nun die ohnehin bestehenden sowie weiter gewachsenen Anforderungen an die Arbeit des zamus umgesetzt werden. Das zukünftige Raumangebot umfasst einen Proben- und Konzertsaal von 300 Quadratmetern für 150 Personen (Helios-Saal), einen Proben- und Konzertsaal von 265 Quadratmetern für 130 Personen (Ehrenfeld-Saal), einen kleinen Probensaal von 30 Quadratmetern, ein zentrales Foyer, ein weiteres kleines Foyer mit Empfang, 12 Büroräume, einen Coworking Space für sechs Personen, vier Gästezimmer, vier Übezellen, eine Küche, Sanitärräume, zwei Garderoben, Instrumentenlager, weitere Lagerräume sowie das Studio für Elektronische Musik (SEM) einschließlich Lager, Werkstatt und Personalräume von 260 Quadratmetern.
Es sind drei Hauptaufgaben, die das zukünftige Studio für Elektronische Musik erfüllen wird: kreative und exzellente künstlerische Produktion, Lehre und Vermittlung sowie wissenschaftliche Forschung. Entsprechend sind für das Studio Stipendien- und Residenz-Programme, Kooperationen mit den Musik- und Medienhochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen sowie die Öffnung für die interessierte Öffentlichkeit vorgesehen.
Damit das Konzept umgesetzt werden kann, werden die Betriebskostenzuschüsse der beiden Trägervereine der „Kölner Gesellschaft für Alte Musik e.V.“ (KGAM) und „ON – Cologne e.V.“ erhöht, wobei sich die Stadt Köln und das Land Nordrhein-Westfalen darauf verständigt haben, die Kosten zu gleichen Teilen zu tragen. Der WDR übergibt das Studio für Elektronische Musik des WDR an ON – Neue Musik Köln e.V.
Stefan Charles, Beigeordneter für Kunst und Kultur der Stadt Köln: „Das Konzept zum zamus 2.0/SEM hat mich sofort überzeugt. Hier gewinnt ein renommierter Kulturstandort noch mehr Glanz und Ausstrahlung, und Produktionsbedingungen für Künstlerinnen werden weiter verbessert. Dieses Projekt ist ein tolles Beispiel, wie im Sinne von Nachhaltigkeit künstlerische Vernetzung und strukturelle Synergien gestaltet werden können, damit inspirierende Orte für Bürgerinnen und Kulturschaffende entstehen.“
Mélanie Froehly, Geschäftsführerin ZAMUS und KGAM e.V.: „Wir sind überaus glücklich und dankbar, dass unsere dreijährige intensive Planungs- und Konzeptarbeit für den Ausbau des zamus von der Stadt Köln und dem Land NRW so anerkannt wird und diese Finanzierung es uns nun ermöglicht, das zamus auf unserem schon seit Langem beschrittenen Weg zu einem einzigartigen europaweiten Zentrum für Alte Musik weiter voranzubringen.“
Matthias Kremin, Programmbereichsleiter WDR 3/WDR 5: „Mit dem Studio für Elektronische Musik hat der WDR Kulturgeschichte geschrieben. Ich freue mich sehr, dass es nun gelingt, diese kulturelle Errungenschaft im zamus 2.0/SEM in die Gegenwart zu überführen, umso schöner in der Musikstadt Köln.“
Daniel Mennicken, Geschäftsführer ON – Neue Musik Köln e.V.: „Wir freuen uns, dass das Elektronische Studio des WDR nun in Ehrenfeld ein Zuhause finden wird und damit perspektivisch zahlreichen Komponistinnen, Künstlerinnen und Forscher*innen eine einmalige und bedeutsame Wirkungsstätte bereitet wird. Kölns historisches Erbe aufbereitet für die Zukunft.“
Kurzform Konzept und Ziele
zamus 2.0/SEM in Köln und in ganz Nordrhein-Westfalen – der europäische Innovations-Hub für die Musik. Das Ziel: Das europaweite Potenzial heben aus der Synergie des Zentrums für Alte Musik (zamus 2.0) mit dem Studio für elektronische Musik des WDR (SEM).
· Ort der Kreativität und der Exzellenz: Das zamus wird das europaweite Zentrum für Alte Musik. Es vereint wissenschaftliche Forschung und experimentelle Produktion über das Musikrepertoire der Vergangenheit.
· Musik-Hotspot in Köln-Ehrenfeld: Das zamus wird durch optimale Probe- und Produktionsbedingungen ein Hotspot für Solist*innen und Ensembles mit vielen Konzerten in drei Sälen, Instrumentenpool und Büroräumen.
· Internationaler Innovations-Hub: Die Avantgarde der Alten Musik kann innovative und anspruchsvolle Formate entwickeln und umsetzen. 2021 kamen Gäste beispielsweise aus Barcelona, Berlin, Brüssel, Paris, Katowice.
· Talentförderung: Das zamus findet junge Musiktalente und weiß sie zu fördern: Professionalisierung, Vernetzung, Stipendien. Eine wettbewerbliche Unterstützungsstruktur bringt künstlerisches Renommee nach Köln und NRW.
· Künstlerische Vielfalt: Beim zamus zählt Qualität, nicht Größe. Das zamus 2.0 ist ein Ermöglichungsraum. Es fördert kulturelle Vielfalt und künstlerische Exzellenz am Heimatort der zweitgrößten Musikhochschule Europas.
SEM: Das Studio für elektronische Musik des WDR (*1953) ist die Wiege der elektronischen Musik weltweit. Es ist ein Kulturgut von internationalem Rang. Seine Wieder-Inbetriebnahme setzt eine künstlerische Zäsur in der elektronischen Musik und wird weltweit beachtet werden.
· Künstlerische Produktion: Es gibt eine große Nachfrage, mit der einzigartigen historischen Gerätesammlung elektronische Musik des WDR zu komponieren.
· Vermittlung und Kooperation: Mit dem zamus 2.0 / SEM wird Musik authentisch aufgeführt. Wichtige elektronische Musik kann endlich gehört werden!
· Forschung: Entwürfe, Pläne, Skizzen, Fotographien, Filme, Partituren und Memorabilia sind Musik-, Medien- und Kulturwissenschaften zugänglich und eröffnen neue touristische Möglichkeiten für eine moderne Musikstadt Köln.
· musikalische Vielfalt: Die Einflüsse in die Popmusik und den Jazz verbinden mit allen innovativen Musiker*innen in Köln und NRW: Neues wird entstehen.
· Praktische Synergie: Probenräume und Säle werden pro Stunde und pro Tag vermietet. Studierende und Ensembles finden passende Lösungen.
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