Köln, 30. August 2021. Beim 11. Kölner Kulturpreis wurde am Abend in der Flora die Ausstellung des Museum Schnütgen „Arnt der Bildschneider – Meister der beseelten Skulpturen“ in der Kategorie „Kulturereignis des Jahres 2020“ ausgezeichnet. Bei den „Jungen Initiativen“ erhielten „TanzFaktur“, „Kollektiv3:6Koeln“ und „Insert Female Artist“ den Preis. In zwei Kategorien standen die Sieger bereits fest: „Kulturmanager*in des Jahres 2020“ wurden Jutta Pöstges, künstlerische Leiterin des Kunsthauses KAT18, und Norbert Oberhaus, Geschäftsführer der c/o pop. Der Kunstvermittler Dietmar Schneider erhielt den „Ehrenpreis der Jury“. Unterstützt wird die Auszeichnung in diesem Jahr erstmals von der Jamestown Europe GmbH, die das Preisgeld für drei Preise bereitgestellt hat. Weitere Förderer sind Quartier am Hafen, Ebner Stolz und ifp Personalmanagement. Der Kölner Kulturrat vergibt den Kölner Kulturpreis seit 2010.
Das „Kulturereignis des Jahres 2020“ wurde im Rahmen einer Leserumfrage im Kölner Stadt-Anzeiger und in der Kölnischen Rundschau in Verbindung mit dem Votum der Jury aus zehn Nominierten ermittelt. Die Jury lobte den großen internationalen Erfolg der ersten monographische Ausstellung mit mehr als 60 Arbeiten von Arnt, Begründer einer reichen Bildschnitzerschule am Niederrhein mit Ateliers in Kalkar und Zwolle. Sein Werk gilt als außergewöhnlich lebendig, überbordend reich an Themen und inspiriert durch die besondere Erzählfreude des Bildschneiders. Anlass zur Ausstellung war die Neuentdeckung und der Erwerb dreier bisher verschollener Fragmente zu der Altartafel „Die Anbetung der Heiligen Drei Könige“, die sich bereits in Museumsbesitz befand und so erstmals vervollständigt gezeigt werden konnte. Das Preisgeld von 5.000 Euro stiftet Jamestown.
Ein Novum beim Kölner Kulturpreis war die Auszeichnung aller nominierten „Jungen Initiativen“ durch die Jury. Alle drei prämierten Projekte erhalten ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro, das von Jamestown, Ebner Stolz und Quartier am Hafen gestiftet wird. Die „TanzFaktur“ in Poll hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2013 zu einem Zentrum für Tanz entwickelt, das eine Bühne für zeitgenössischen Tanz in all seinen Facetten sowie auch anderen Kultursparten bietet. Sie hat sich damit als Herzstück der freien Szene und als Baustein der städtischen Theaterlandschaft etabliert. Das 2017 gegründete „Kollektiv3:6Koeln“ überzeugt mit neuen Kompositionen, die an Orten zur Aufführung kommen, an denen zeitgenössische, experimentelle Musik zu einem begehbaren, also erlebbaren Gesamtkunstwerk wird. Alle Konzertproduktionen des Ensembles entstehen in Eigenregie und nach intensivem demokratischen Dialog aller Beteiligten. Im September 2019 fand „Insert Female Artist“ erstmals in der Alten Feuerwache statt. Mit dem fachkundig und interdisziplinär kuratierten Programm bereicherte das feministische Festival nicht nur die Kölner Literaturszene. Durch eine Vielfalt an gedanklichen Verknüpfungen fanden auch zahlreiche bestehende Institutionen der Stadt sowie weitere Protagonisten aus Literatur, Film, Performance, Audiokunst und Wissenschaft hier zusammen.
Zum zehnten Mal verleiht die Jury des Kölner Kulturpreises einen Ehrenpreis. Damit werden Personen oder Einrichtungen gewürdigt, die der Kölner Kultur bedeutende Impulse gegeben haben. Dietmar Schneider hat seit Ende der 1960er Jahre viele Künstlerinnen und Künstler unterstützt, begleitet und beraten. Insbesondere als Initiator des Ausstellungsprojekts „Aktuelle Kunst Hohe Straße“ (1969-1973) setzte er Impulse. Niederschwellige Kunstvermittlung war auch die reich mit Fotos bebilderte Publikation „Kölner Skizzen“, die ab 1979 über 30 Jahre lang kostenlos verteilt wurde. Darin hielt Dietmar Schneider Kölner Entwicklungen und Akteure fest, und zwar mit einem besonderen Augenmerk für die jüngeren ebenso wie für die nicht im Vordergrund der Kunstszene stehenden älteren Künstlerinnen und Künstler. In den 1980er Jahren organisierte er mit der Firma 4711 zahlreiche Ausstellungen in der „Galerie Glockengasse“ und initiierte mit dem „Kunstpreis Glockengasse“ eine frühe Form des privaten Kunstsponsorings. Zahlreiche Ausstellungen kuratierte er in den 1990er Jahren auch im „Gothaer Kunstforum“. Dietmar Schneider hat Kölner Kunstgeschichte geschrieben und mit über 90.000 Negativen in seinem umfangreichen Foto-Archiv im Bild festgehalten.
In der Kategorie „Kulturmanager*in des Jahres 2020“ kürt die Jury erstmals zwei Sieger. Jutta Pöstges wird für ihr Engagement bei der Entwicklung und dem Betrieb des einzigartigen Kulturortes und -projektes KAT 18 sowie der damit verbundenen vorbildlichen Vernetzung von Künstler*innen und Kulturinteressierten mit und ohne Behinderung ausgezeichnet. Das KAT18 in der Kölner Südstadt vereint einen Kunstraum mit Ateliers, einen Projektraum und eine Galerie mit Kaffeebar. Hier werden künstlerische und kulturelle Prozesse gefördert mit dem Ziel, die Lebensbedingungen der Künstler*innen der Ateliergemeinschaft in der Gesellschaft zu verbessern. Der Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen und Kultureinrichtungen sind fester Bestandteil. Es finden regelmäßig Projekte, Ausstellungen, Publikumsgespräche, Lesungen und Theateraufführungen statt.
Norbert Oberhaus erhält die Auszeichnung als hoch effektiver Netzwerker, kompetenter Ansprechpartner zu vielen Kulturthemen und engagierter Streiter in Sachen Popmusik. Er organisiert seit 1992 zahlreiche Kulturveranstaltungen in Köln, die national und international hohe Beachtung finden. Sein größter Erfolg besteht in der Gründung des Festivals „Cologne on pop“ bzw. c/o pop, das jährlich bis zu 30.000 Teilnehmer*innen anzieht und insbesondere Nachwuchsmusiker*innen die Möglichkeit bietet, ihre Kunst einem breiten Publikum darzubieten. Zusätzlich organisiert Norbert Oberhaus erfolgreich die „c/o pop Convention“, an der jährlich 1.100 Musik-Fachleute aus der ganzen Welt teilnehmen und die zu dem Ruf von Köln als „Music City“ einen großen Beitrag leistet. In den Jahren 2020 und 2021 ist es ihm und seinen Mitstreiter*innen gelungen, eine digitale c/o pop erfolgreich zu veranstalten und auszustrahlen. Das Preisgeld von je 2.500 Euro stiften Jamestown und ifp.
Zur Jury des Kölner Kulturpreises gehören in diesem Jahr der Vorsitzende des Kulturrats NRW Gerhart Baum, der Intendant des Bonner Kunstmuseums Prof. Dr. Stephan Berg, die ehemalige Generalsekretärin der Kunststiftung NRW Regina Wyrwoll, der geschäftsführende Gesellschafter von facts and fiction Jörg Krauthäuser, die Kulturjournalist*innen Anne Burgmer und Axel Hill, die Literaturkritikerin Miriam Zeh, die Theaterkritikerin Dr. Sandra Nuy sowie der Vorsitzende des Kölner Kulturrats Dr. Hermann Hollmann.
Die Awards für den Kölner Kulturpreis – eine Hand, die ein Streichholz hält – hat in diesem Jahr Jovita Majewski gestaltet und produziert. Die bildende Künstlerin mit Atelier in der Kölner Wachsfabrik gießt dazu ihre eigene Hand in bläulich eingefärbten Gips ab – eine Skulptur, die den Preisträgern auch in Zukunft ein Feuer der Inspiration und der Energie sein soll.
Über den Kölner Kulturrat
Der Kölner Kulturrat e.V. vereinigt die Fördervereine und -institutionen des Kulturbereichs in der Stadt. Als Interessenvertretung und Sprachrohr unterstützt er interdisziplinär das kulturelle Geschehen der Stadt Köln durch persönliches Engagement und fachlichen Rat. Mit dem Kulturpreis möchte der Kölner Kulturrat die hohe Qualität der Kultur in der Domstadt herausstellen und Impulse für ihre Entwicklung geben.
Bild und Text Pressemitteilung Heino Schütten