WDR Kinderrechtepreis 2022: Erster Platz für ein inklusives Märchenbuch
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Die Gewinner:innen des WDR-Kinderrechtepreises 2022 stehen fest: Der erste Preis (dotiert mit 2500 Euro) geht an die „Elterninitiative INKLUSION – HIER & JETZT! e.V. in Leverkusen, für ein inklusives Märchenbuch. Den zweiten Preis (2000 Euro) gewinnt „Between the Lines e.V.“ in Solingen für eine App, die Jugendliche in psychischen Krisen unterstützt, den dritten Preis (1000 Euro) erhält der Kölner Kinder- und Jugendtreff Picco für das Projekt „Naschgarten statt Parkplatz“. Entschieden hat darüber eine Jury aus Kindern und Erwachsenen in einer digitalen Sitzung am Donnerstag, den 2. Juni 2022.
Die Preisverleihung findet am Sonntag, dem 18. September 2022, zwei Tage vor dem Weltkindertag, statt. Die Gewinner werden im „WDR STUDIO ZWEI – Die Medienwerkstatt“ im Rahmen einer Sondersendung bei WDR 5 ausgezeichnet.
Andrea Schafarczyk, WDR-Programmdirektorin NRW, Wissen und Kultur: „Auch in diesem Jahr war es für die Jury aus Kindern und Erwachsenen nicht einfach, aus den vielen Bewerbungen die drei Preisträger:innen auszuwählen. Denn alle, die sich beworben haben, leisten tolle Arbeit: Sie setzen sich tagtäglich dafür ein, dass Kinder unbeschwert, gesund und glücklich aufwachsen können. Dieses Engagement ist gerade in der aktuellen Situation – nach zwei Jahren Corona-Pandemie und vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges – enorm wichtig. Mit dem Kinderrechtepreis würdigt der WDR die Menschen, die sich dafür stark machen – und rückt die Kinderrechte ins öffentliche Bewusstsein.“
Das sind die Preisträger:innen des WDR-Kinderrechtepreises 2022:
Platz 1: „einfach märchenhaft“ (Leverkusen)
Ein Märchenbuch, das alle jungen Menschen lesen, hören und verstehen können – wie das geht, zeigt die Elterninitiative „Inklusion hier und jetzt e.V.“, in der Kinder, Eltern, Freunde und Verwandte mit und ohne Behinderung zusammengeschlossen sind: Sie haben ein inklusives Buch erstellt, eine ganz besondere Neu-Auflage von zehn bekannten Märchen in einfacher und klarer Sprache. Im Buch gibt es QR-Codes, die zu Übertragungen in Gebärdensprache und zu Audios führen, womit die Texte auch für Hör- und Sehbehinderte zugänglich sind. Die Fuß- und Handabdrücke der vielen, die sich am Märchenbuch beteiligt haben – ob mit oder ohne Behinderung – senden ein beeindruckendes Signal an alle, die an Märchen Freude haben.
www.inklusion-hier-und-jetzt.de
Aus der Begründung der Jury:
Die Kinderjury wählte dieses Projekt für den 1. Platz aus, weil die Autor:innen des Buches „einfach an alle Kinder denken, egal, welche Einschränkungen sie haben. Es wäre schön, wenn das Buch in viele Sprachen übersetzt wird, damit Kinder und Erwachsene auf der ganzen Welt das Märchenbuch kennenlernen können.“
Platz 2
Between the Lines e.V. (Solingen)
Eine Generation, die digital orientiert ist, wird auch in einer Lebenskrise online nach Hilfeangeboten suchen statt eine klassische Beratungsstelle anzusteuern. Das war die Gründungsidee der Webb-App „Between The Lines“. Die große Resonanz und die rasante Entwicklung der Nutzerzahlen in den letzten beiden Jahren zeigt, dass die Gründergruppe, bestehend aus Young Professionals, Studierenden und ehrenamtlichen Profis aus der Helferszene, ihre Zielgruppe richtig eingeschätzt hat: Die Hilfe-App hat sich für Jugendliche in psychischen oder sozialen Krisen mittlerweile zu einer gut genutzten Anlaufstelle im Netz weiterentwickelt. Von Langeweile bis Liebeskummer; von Borderline bis Zwangsehe, von Depression bis Diskriminierung – auf der Basis von Standortermittlung werden Informationen und lokale Hilfeangebote direkt an Jugendliche in Krisensituationen vermittelt.
www.between-the-lines.info
Aus der Begründung der Jury:
Die Jury der Erwachsenen hob hervor, dass sich „Between the Lines“ einem aktuellen Thema widmet und ihm große Reichweite verschafft: Kinder und Jugendliche leiden zunehmend unter psychischen Problemen. Die App ist benutzerfreundlich, kostenlos und damit niederschwellig. „Hier wird der digitale Raum – der oft nur als Gefahr für Kinder und Jugendliche gilt – im Sinne eines kinderrechtlichen Anliegens nutzbar gemacht. Eine solches Angebot sollte auf das ganze Bundesgebiet ausgeweitet werden“.
Platz 3:
Naschgarten statt Parkplatz (Köln)
Eigentlich gab es keinen Mietvertrag und damit auch kein Recht auf das Außengelände hinter dem Kölner Kinder- und Jugendtreff Picco. Doch die Jugendlichen haben das einst triste Brachgelände trotzdem in einen vielfältig genutzten Erlebnisort verwandelt. Dass ihr heiß geliebter Treffpunkt einem Parkplatz weichen sollte, wollten sie nicht akzeptieren. In einem selbst gedrehten Film lernt man sie kennen: Freundlich aber bestimmt erzählen sie, welche Bedeutung das Außengelände für die Kinder im Viertel hat. Warum sie nicht aufgegeben und wie sie sich mit der örtlichen Politik angelegt haben. Am Ende ist das Ziel erreicht, der Naschgarten darf bleiben.
www.jugz.eu
Aus der Begründung der Jury:
Beide Jurys, Kinder und Erwachsene, haben dieses Projekt gemeinsam für den 3. Preis ausgewählt. „Wir sind beeindruckt vom langen Atem der Kinder und Jugendlichen, die für ihren Garten gekämpft haben. Das Projekt zeigt auf vorbildliche Weise, wie die Umsetzung von verschiedenen Kinderrechten gelingt: Hier geht es um Partizipation, Natur, Freizeit, Gesundheit und Meinungsäußerung.“
WDR-Preis für die Rechte des Kindes
Den ersten Sieger hat allein die Kinderjury ausgewählt, der zweite Platz wurde von der Erwachsenenjury vergeben und das dritte Preisträgerprojekt wählten beide Jurys gemeinsam aus. Zur Kinderjury gehören acht Jungen und Mädchen zwischen acht und zehn Jahren, die sich selbst bereits für Kinderrechte engagiert haben. Die Erwachsenenjury bilden sieben Vertreter:innen großer Kinderhilfswerke und Fachleute für Kinderrechte.
Der WDR lobt seit 1994 alle zwei Jahre den „WDR-Preis für die Rechte des Kindes“ aus. Ziel des Preises ist es, Initiativen zu fördern, die die Kinderrechte in Nordrhein-Westfalen bekannt machen und vorbildlich umsetzen. Der Preis soll die Diskussion über die Umsetzung der UN-Konvention in Deutschland fördern und deutlich machen, dass es viele Möglichkeiten gibt, die Situation der Kinder zu verbessern.
Pressemitteilung WDR