Köln, 18. März 2022. Der Kölner Zoo hat heute bei einer Pressekonferenz über den Brand im Regenwaldhaus informiert. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr betroffen über den Verlust der insgesamt 132 verstorbenen Tiere. Durch das greifende Notfallkonzept konnten 485 Tiere, darunter alle Amphibien, alle Reptilien, 163 Vögel und fast alle Säugetiere den Brand überstehen. „Wir sind sehr traurig über den Verlust. Gleichzeitig können wir feststellen, dass der überwiegende Teil der Tiere gerettet werden konnte“, so Zoodirektor Prof. Theo B. Pagel.
Zu den Informationen im Einzelnen:
Am vergangenen Dienstag haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regulär nach Dienstschluss das Tropenhaus verlassen. Zu diesem Zeitpunkt war alles sichtlich in Ordnung. Rund 20 Minuten später gab es eine Rauchentwicklung. Die Feuerwehr wurde umgehend alarmiert und war überaus schnell vor Ort. Quasi zeitgleich wurde die zoointerne Informationskette ausgelöst, kurze Zeit später waren Verantwortliche aus Vorstand, Kuratorien und der veterinärmedizinischen Abteilung vor Ort; ebenso zahlreiche Tierpflegerinnen und -pfleger.
• Nachdem der Brand durch die sehr gute Arbeit der Feuerwehr nach ca. 1 Stunde unter Kontrolle war, konnte der Zoo eine Teilevakuierung der Tiere durchführen. Erst bei Helligkeit am Morgen und der endgültigen Freigabe durch die Feuerwehr konnte der Tierbestand im Regenwaldhaus regulär gesichtet werden. Der Zoo musste feststellen, dass 21 Prozent der 617 dort lebenden Wirbeltiere verstorben sind. Demgegenüber konnten 79 Prozent der Bewohner durch die schnell ergriffenen Maßnahmen gerettet werden.
• Gestorben sind 99 Vögel – darunter das Helmhornvogel-Männchen, Balistare, Blaukappenhäherlinge, Weißkopfbülbüls sowie verschiedene Fruchttaubenarten –, alle 28 Großfische und 5 Säugetiere, namentlich vier Lyle-Flughunde und ein Kurzkopf-Gleitbeutler. Alle 150 Amphibien leben, ebenso alle 150 Reptilien. 163 hochseltene Vögel konnten gerettet werden. Bei den Säugetieren sind Weißhandgibbons, Krallenotter, Bürstenschanz-Rattenkängurus und das Matschie-Baumkänguru unbeschadet.
• Das Feuer brach nicht im Tierbereich, sondern in der darunter liegenden Mehrzweckhalle aus. Diese entspricht den brandschutzrechtlichen Vorschriften. Ein Fenster, das einen Einblick aus der Mehrzweckhalle in das Tropenhaus gewährte, wurde durch die hohe Brandlast bzw. Hitze zerstört. Dadurch drang der Rauch in die eigentliche Freiflug-Tropenhalle. Die Tiere, die sich in den oberen Bereichen des Hauses in den Bäumen aufhielten, kamen zu Schaden. Die Rauch- und Wärmeabzugsanlage in der Tropenhalle setzte sich vorschriftsmäßig in Gang, d.h. die Dachfenster öffneten sich.
• Am 16. März hat es weitere Untersuchungen zur Ursache durch die Polizeisachverständigen gegeben. Den zuständigen Experten der Brandermittlung zufolge entstand das Feuer in der Zwischendecke, wo mehrere Kabelkanäle verlaufen. Brandstiftung kann demnach ausgeschlossen werden. Der Versicherer war am 17. März vor Ort, eine Schadenssumme kann derzeit noch nicht beziffert werden.
• Der Zoo verfügt über ein Brandschutzkonzept, das regelmäßig überprüft wird sowie über einen Brandschutzbeauftragten und Brandschutzhelfer. Die letzte Begehung mit DEKRA und Feuerwehr fand im November 2021 statt. Alle geforderten Brandschutzmaßnahmen wurden erfüllt.
• Der Brandbereich in der Mehrzweckhalle wird nun fachgerecht gesäubert, entkernt und instandgesetzt. Der Tierbereich wird gereinigt. Er ist derzeit noch geschlossen. Der Zoo informiert rechtzeitig, wenn das Haus wieder Besuchern zur Verfügung steht. Der Zoo hat ansonsten regulär geöffnet (täglich 9 – 18 Uhr).
Elefantenkuh musste eingeschläfert werden
Der Zoo musste Elefantenkuh „Maejaruad“ einschläfern. In einer Auseinandersetzung, die bei Asiatischen Elefanten sowohl in der Wildnis als auch unter Haltungsbedingungen vorkommen kann, hat der Kölner Elefantenbulle „Bindu“ die 33-jährige Kuh „Maejaruad“ unglücklicherweise schwer am rechten Hinterbein verletzt. Dies geschah am späten Nachmittag des gestrigen Tages. Die Elefanten wurden daraufhin alle getrennt und aufgestallt.
„Maejaruad“ wurde umgehend veterinärmedizinisch erstversorgt. Heute am frühen Morgen kamen dann noch Kollegen und Elefantenexperten aus dem Zoo Wuppertal hinzu. Gemeinsam mit den Veterinären des Kölner Zoos und dem Team des Kölner Elefantenparks entschied man, „Maejaruad“ einzuschläfern und weiteres Leid zu ersparen. Das Tier hatte einen komplizierten und bei Elefanten irreparablen Bruch und ist bereits auf dem Weg in die Pathologie. Theo Pagel: „Mein Dank gilt unseren Kollegen aus Wuppertal sowie dem gesamten Team hier, die obgleich emotional sehr angespannt, das alles professionell umgesetzt haben. Wir trauern um diesen Elefanten, der uns über die Jahre sehr ans Herz gewachsen war.“
Pressemitteilung Zoo
Fotos: Werner Scheurer