Harald Naegeli in Köln
Museum Schnütgen zeigt Graffiti und Zeichnungen des Schweizer Künstlers

Harald Naegeli (*1939), der „Sprayer von Zürich“, kam gegen Ende des Jahres 1979 nach Köln. Seine nachts in den Straßen der Stadt gesprayten Graffiti von Skeletten wurden als „Kölner Totentanz“ berühmt. Am Westportal der Museumskirche St. Cäcilien des Museum Schnütgen wurde das letzte Graffiti aus den 1980er Jahren erhalten. Diese Totentanz-Figur wurde als Bestandteil des Baudenkmals der Kirche, die seit 1980 unter Denkmalschutz steht, und als kongeniale Ergänzung der Memento-Mori-Sammlung des Museums als Denkmal behandelt und konserviert.


Weniger bekannt sind Naegelis Zeichnungen auf Papier. 2018 schenkte er dem Museum Schnütgen 102 Zeichnungen und ein Mappenwerk mit Radierungen. Für die Ausstellung wurde daraus eine Auswahl getroffen, von kleinformatigen Arbeiten mit figürlichen Darstellungen bis zu den großformatigen, mystischen Tuschezeichnungen der „Urwolke“ aus feinsten Federstrichen und Punkten. Zusätzlich werden bislang nie gezeigte Leihgaben aus dem Züricher Atelier des Künstlers präsentiert: 20 Blätter der „Apokalypse“ mit dramatischen figürlichen Zeichnungen auf den zeitlos schwebenden „Teilen der Urwolke“.

Die Sonderausstellung eröffnet am 9. März 2022: „Harald Naegeli in Köln – Sprayer und Zeichner“ ist bis 12. Juni 2022 zu sehen.


Naegelis Arbeiten und eine Dokumentation des „Kölner Totentanzes“ treten dabei erstmals in einen unmittelbaren Dialog mit den mittelalterlichen Objekten des Museums sowie mit ausgewählten Leihgaben der Grafiksammlung „Mensch und Tod“ der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Anlass für die Ausstellung bildet neben der bedeutenden Schenkung das Förderprogramm „Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Dieses ermöglichte es, die Kunsthistorikerin Erchen Wang für ein zweijähriges Forschungsvolontariat speziell zu Harald Naegeli am Museum Schnütgen zu beschäftigen. Zusammen mit Kim Mildebrath hat sie die Ausstellung kuratiert.

Teil der Ausstellung ist auch eine besondere Neuerwerbung des Museums: 21 buntfarbig gefasste Figurenpaare aus gebranntem Ton aus einem „Zizenhausener Totentanz“ des Herstellers volkstümlicher Tonfiguren Anton Sohn (1769–1840). In diesen führt jeweils der Tod Vertreter aller gesellschaftlichen Stände – vom Papst bis zum Koch – ins Jenseits. Der Ankauf dieses Kunstwerks aus dem 19. Jahrhundert, welches die Museumssammlung aber auch die Sonderausstellung hervorragend bereichert, wurde finanziert vom Freundeskreis Museum Schnütgen e.V., ergänzt durch das Preisgeld des Kölner Kulturrates anlässlich der Verleihung des Kölner Kulturpreises 2020 in der Kategorie „Kulturereignis des Jahres“ für die Sonderausstellung „Arnt der Bilderschneider“.

Förderer

Die Sonderausstellung wird großzügig durch den Freundeskreis Museum Schnütgen e.V. unterstützt.

Publikation zur Ausstellung

Zur Ausstellung ist im Verlag der Buchhandlung Franz und Walther König ein begleitendes Buch in deutscher Sprache erschienen. Die Publikation mit 150 Abbildungen in Farbe ist im Museum erhältlich.

Weitere Termine zur Sonderausstellung „Harald Naegeli in Köln – Sprayer und Zeichner:

·​ ​ ​ ​ ​ ​ ​ ​Freitag, 25. März 2022, 18 Uhr: Podiumsdiskussion mit Kulturdezernent Stefan Charles, Museumsdirektor Dr. Moritz Woelk, Autor Dr. Martin Stankowski, Kunsthistorikerin Dr. Barbara Hess, Streetart-Guide Michael Johne: „Die Bereicherung des öffentlichen Raums ist verboten – ein Gespräch über Kunst im öffentlichen Raum in Köln“, Ort: VHS-Saal, Museum Schnütgen.

·​ ​ ​ ​ ​ ​ ​ ​Freitag, 1. April 2022, 19 Uhr: Konzert „No Future“ – eine Klangassemblage für Knochenflöten, Perkussion und Elektronik, mit Norbert Rodenkirchen und Rie Watanabe, Ort: St. Cäcilien, Museum Schnütgen.

·​ ​ ​ ​ ​ ​ ​ ​Dienstag, 26. April 2022, 19.30 Uhr: Film „Der Sprayer von Zürich“ und Gespräch mit Regisseurin Nathalie David, Ort: VHS-Saal, Museum Schnütgen.